Beim Mithras Religion Project handelt es sich um ein internationales Unterfangen zur Verbreitung einer Mithras-Religion nach dem Vorbild des römischen Mithras-Kultes. Dabei soll das Projekt – aus dem Vorbild des einstigen dezentralen, römischen Kultes von ca. 67 v. Chr. bis ca. 380 n. Chr. – eine zentralisierte, synkretistische und polytheistische Weltreligion skizzieren, die den heutigen Anforderungen entspräche, wenn er nicht u.a. durch das Edikt Cunctos populus von Kaiser Theodosius I. zu Gunsten des damaligen Christentums verboten worden wäre.
Die Zusammensetzung der altmithräischen Spiritualität, die Konzeptionierung des neureligiösen Alltags und das Zusammentragen des modernen Selbstverständnisses trennen dabei nicht den römischen Mithras von der indoiranischen Mit(h)ra-Gottheit und dessen mythologischen Inhalten, d.h. die Skizze des Mithras Religion Project ist nicht auf den Kulturkreis des Römischen Reichs beschränkt.
Europäisches „Mithras Project“
Die Idee zu diesem Projekt ist u.a. aus dem europäischen Mithras Project hervorgegangen, das sich 2020-2023 um die Steigerung der Bekanntheit des Mithras-Kultes bemüht hat. Am 18.11.2021 gab es dazu eine Pressekonferenz im Königlichen Museum von Mariemont in Belgien. Am nächsten Tag gab es ein exklusives Opening der Mithras-Ausstellung im gleichen Museum. Am 17.12. des gleichen Jahres 2021 fand eine Pressekonferenz und am 27.03.2022 eine literarische Tafelrunde dort statt. Am 12.05.2022 startete das Opening der Mithras-Ausstellung im Museum Saint-Raymond in Toulouse und am 24.11.2022 wurde schließlich die Mithras-Ausstellung im Archäologischen Museum Frankfurt eröffnet.
Astronomisches Verständnis
Diese Internetpräsenz wurde am 08. April 2024 (um 17:42 Uhr) online gestellt, d.h. zeitgleich mit der sich ereignenden totalen Sonnenfinsternis. Mithras gilt in diesem Zusammenhang nicht nur als Geburtshelfer der astrologischen Zeitalter, sondern es wird der Interpretation des Mithras-Forschers David Ulansey (1995) Rechnung getragen, das im Mithras-Kult und besonders in der Stieropferungsszene astronomische Ereignisse verewigt worden sind. Insbesondere soll die Stieropferung – die in Fachkreisen als Tauroktonie bezeichnet wird – den Übergang des Stier-Zeitalters in das Fische-Zeitalter illustrieren. Das könnte sein zeitliches Erscheinen u.a. im Römischen Reich begründen.
Mithras wird bereits in einem Vertrag des 14. Jahrhunderts v. Chr. zwischen den Hetitern und Mitanni als Garant der Vertragseinhaltung schriftlich erwähnt. Im indoiranischen Kulturkreis wird er ebenfalls als Gott des Vertrages verstanden, dort aber ohne s geschrieben. Als Teil des Zoroastrismus, der um 1800 v. Chr. seinen Anfang genommen haben soll, wird er dem Ahura Mazda gleichgestellt. Während Mitra (so seine Schreibweise dort) in der indischen Götterwelt weitaus älter ist und repräsentiert dort die Verkörperung des Vertrages, Gefährten oder Freundes.
Vedische Astrologie
In der Vedischen Astrologie werden die Ekliptiksternbilder in gleich lange Bereiche eingeteilt, bei der jedes Tierkreiszeichen 30° umfasst. Der siderische 0°-Widder-Punkt befindet sich ziemlich genau 180° gegenüber dem Stern Spica (= lateinisch für „Kornähre“). Aufgrund der Präzession wird der siderische 0°-Widder-Punkt also in ungefähr 6 × 72 Jahren auf der Ekliptik bei 0°-Stier angekommen sein. Er wird damit genau 30° vom Frühlingspunkt entfernt sein, hinter dem dann nicht mehr das Sternbild der Fische und damit das Fische-Zeitalter, sondern das (angeglichene) Sternbild Wassermann steht. Demnach dürfte das Wassermann-Zeitalter um das Jahr 2440 beginnen, aber auch das Fische-Zeitalter könnte dann nicht mit Christi Geburt, sondern erst um das Jahr 280 begonnen haben. Der Stern Spica ist außerdem sehr interessant, weil nach der obigen Opferungszene aus der Schwanzspritze des Stieres Kornähren hervorsprießen, was die deutsche Bezeichnung des lateinischen Wortes spica ist, und u.a. damit auf ein astronomisches Wissen der Mithras-Anhänger hinweist.
Mitgestalter des „Mithras Religion Project“
Beim Mithras Religion Project können an Mithras interessierte Forscher, Anhänger und Mitgestalter durch eine Vereinsmitgliedschaft mitmachen. Das Projekt soll nicht nur zu einer zentralisierten, synkretistischen und polytheistischen Weltreligion führen, sondern auch das Bauen eines originalgetreuen Spelaeum (heute allgemein Mithraeum genannt) finanzieren, das zum zentralen Heiligtum der modernen Mithras-Anhängerschaft werden soll. Anhänger und Mitglieder können Frauen wie Männer gleichermaßen werden, auch wenn dem römischen Mithras-Kult nachgesagt wird, dass er nur Männern vorbehalten war.